Studio 60: What kind of show has it been

Vor fast genau einem Jahr gab es (auch hier im Blog) kaum ein wichtigeres TV-Thema als die Vorfreude auf die neue Aaron Sorkin-Show „Studio 60 on the Sunset Strip“. Kaum jemand zweifelte, dass „Studio 60“ das TV-Event des Jahres werden würde. 12 Monate und 22 Episoden später haben wohl alle Beteiligte etwas gelernt: NBC musste erfahren, dass viel Geld und ein großer Name alleine nichts bewirkt. Manchmal muss man dem Autor eben auch mal auf die Finger klopfen, offenbar kann zuviel „Freiheit“ auch schaden. Sorkin hat (hoffentlich) gelernt, dass er kein Allround-Talent ist und sein selbstüberschätzter Predigt-Stil nicht bei der großen Masse ankommt. Und der Zuschauer hat erfahren, dass ein Network mal nicht Schuld an dem Scheitern einer Show sein kann ;-).

Am Ende war „Studio 60“ im Grunde nur noch eine „West Wing“-Spin-Off-Show. Sorkin zog die finale Storyline einfach über fünf(!) Episoden und pappte sie dann am Ende zu einem hübschen Happy-Happy-Happy-End zusammen, was man im Grunde gleichzeitig als Zugeständnis und Affront an den noch verbliebenen Zuschauer interpretieren kann. Und da er wohl merkte, dass seine Show-in-a-Show-Skripte nicht den gewünschten Erfolg brachten, schrieb er halt wieder über Politik und den Krieg. Manche sahen in diesem Fünf-Teiler sogar eine indirekte „Entschuldigung“ für seine legendäre Post-911-Episode von „The West Wing“.

Aber man kann nicht behaupten, dass Sorkin grundsätzlich kein guter Autor sei. Er hatte wohl einfach seine Storytelling-Fähigkeiten in diesem Serien-Konzept überschätzt. Auch wenn viele Storylines (insbesondere die vermeintlich „romantischen“) absolut in die Hose gingen — bis zum Schluss waren die Dialoge durchweg sehenswert. Da kam ihm natürlich auch der exzellente Cast zu Gute, insbesondere Steven Webber und Matthew Perry, deren Karrieren durch den Studio-60-Flop sicherlich keinen Schaden davongetragen haben dürften. Auch von der handwerklichen Umsetzung war „Studio 60“ durchweg ein Genuss, das beginnt beim beeindruckenden Set und endet bei dem hervorragenden Regie-Stil von Thomas Schlamme.

Und ich bin immer noch der Meinung, dass es nur einen vergleichsweise kleinen „Tweak“ gebraucht hätte, um die Show zu einem Hit zu machen: Anstatt dem Blick hinter eine SNL-ähnliche Comedy-Show hätte er einfach einen FOX-NEWS-ähnlichen Sender in den Mittelpunkt stellen müssen und er hätte den kompletten Cast, fast alle Drehbücher und seinen Besserwisser-Schreibstil 1:1 übernehmen können.

Naja, beim nächsten Mal wird’s wieder besser. Mal sehen, ob es mit „Charlie Wilson’s War“ auf der großen Leinwand funktioniert. Alleine die Cast-Liste des an Weihnachten in die Kinos kommenden Films ist schon ähnlich wie bei „Studio 60“ überaus beeindruckend: Tom Hanks, Phillip Seymour Hoffman, Julia Roberts, Lilly Tomlin, Emily Blunt, Amy Adams und Shiri Appleby lassen den Film schon vor dem Start in den engeren Kreis der Oscar-Hoffnungen aufrücken. Und diesmal stammt auch nur das Drehbuch von Sorkin. Die Literaturvorlage um die USA-Verwicklungen in den Widerstand gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan in den 1980er Jahren wurde von dem Reporter George Crile verfasst.

4 Antworten

  1. 1
    Trapnamara schrieb:

    Gott, werde ich Matt Albie und Danny Tripp vermissen!

    Mit der Finale bin ich zufrieden. Und will mehr! Abgesehen von der Harriet/Matt-on again-till-till-the-next-fight-storyline hat man die restliche Geschichten gut abgeschlossen.

    Obwohl ich mir sicher war, dass Jordan sterben würde, hoffte ich mir das Gegegenteil. K & R (2) fühlte sich wie eine Vorbereitung auf das unvermeintliche. Und dann die kurze Werbeblöcke nach “ I need to talk to you“…da haben sicher manche NBC-Zuschauer die Werbung in „Trepidation“ geguckt (das war direkt übersetzt aus den englischen. Mein deutsch wird irgendwie nicht besser…).

    Ich hätte gern ein Bild von Toms Brüder gesehen..

    Es ist wirklich vorbei mit Studi 60. Ich kriege schon Entzugssymptome! Die DVD-Box kaufe ich mir auf Jedenfall. Heute Abend schaue ich die Pilotfolge nochmals. Mal sehen wie alles began.

    Übrigens; auf dem 22h-Sendeplatz war Studio 60 die meistgesehene Sendung bei den 18-49jährigen. Na ja, mit 2,0/6

  2. 2
    bmk schrieb:

    Ich weiss noch nicht so ganz, was ich von der Serie halten soll. Liegt sicherlich auch daran, dass ich The West Wing erst jetzt angefangen habe, zu gucken. Daher bin ich das ‚Soap Box’ing noch nicht so leid, wie vermutlich die meisten anderen Zuschauer.

    Immerhin bleibt für mich die Erkenntnis, dass man auch einen ‚zu guten‘ Cast in einer Serie haben kann. Einen, den man nach wenigen Folgen einfach ausmisten muss (wobei ‚Mist‘ sicher nicht die richtige Assoziation ist), und in dem zumindest ein Darsteller vermutlich als Beschäftigungsmassnahme mehr ‚hinter der Kammera‘, als Regisseur, den vor der Kamera zu wirken hatte.

  3. 3
    marcel schrieb:

    Das Ärgerliche an Studio60 war, dass man immer wieder in vielen kleinen Dingen gesehen hat, wie gut diese Serie hätte werden können. Dieses ganze Potential und es wurde nicht genutzt.
    Wirklich schade drum.

  4. 4
    bullion schrieb:

    Ich fand die Serie fantastisch. Grandiose Atmosphäre, perfekte Inszenierung ein Wahnsinscast. Dass nicht jede Storyline 100%ig überzeugen konnte, hat mich nicht sonderlich gestört.

    Ich denke, die Sendung wird mit der Zeit in der Gunst der Kritiker noch wachsen.

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