"Burn Notice"

Das USA Network wirbt mit dem Slogan „Characters Welcome“ und zeigt in seinen Shows wie „Psych“ und „Monk“, was es damit meint: Ungewöhnliche, leicht überzeichnete Charaktere stehen im Mittelpunkt von eher harmlosen, aber unterhaltsamen Serien. Und meist sind es Krimis. In diese Kategorie fällt auch „Burn Notice“. Man kann es eine gelungene Variation eines erfolgreichen Rezepts nennen.

burnnotice3.jpgMichael Westen (Jeffrey Donovan) ist ein international tätiger Spion, der mitten in einer lebensgefährlichen Mission plötzlich erfährt, dass auf seinen Namen eine „Burn Notice“ ausgestellt wurde. Dabei handelt es sich um einen Vermerk bei Geheimdiensten, mit denen eine Quelle oder ein Mitarbeiter als unbrauchbar bzw. enttarnt gekennzeichnet werden. Für einen Spion wie Michael ist dies jedoch faktisch nicht nur das Ende seiner Geheimdienst-Karriere, er ist nun auch von all seinen früheren Annehmlichkeiten abgeschnitten — kein Geld, keine Wohnung, keine Kontakte. Zudem steht er nun selbst im Visier anderer Geheimdienste — und er hat nicht den leisesten Schimmer warum.

Nun ist er in seiner alten Heimat Miami, Florida, gestrandet und sitzt wegen Geldmangels erst mal fest. Ein paar alte Freunde unterstützen ihn mit dem Notwendigsten, während er versucht, etwas Ordnung in sein neues Leben zu bekommen und seine Feinde abzuwimmeln. Und seine Mutter. Die lebt nämlich auch noch hier und ist eine Nervensäge par excellence. Top-Spion hin oder her, wenn die Mami anruft und zum Einkaufen gefahren werden will, hat auch ein mit allen Wassern gewaschener Mann wie Michael nichts entgegenzusetzen.

Viel angenehmer findet er da seine eigentliche Berufung: Bösewichter jagen und austricksen und dabei als Mini-„James Bond“ auch ohne teure Gadgets auskommen. Und da kommt es ganz gelegen, dass er sein Spion-Know-How nun einsetzen kann, um nebenbei etwas Kohle zu verdienen. Dazu hilft er Leuten, die sich nicht trauen, sich an die Polizei zu wenden — er agiert also als eine Art Privatdetektiv. Als Unterstützung kommt ihm seine Ex-Freundin Fiona (Gabrielle Anwar) zu Hilfe, die aussieht wie ein Model, aber dennoch eine rabiate Hau-Drauf-Mentalität an den Tag legt, gern mit Waffen spielt und gar eine IRA-Vergangenheit hat. Und im besten MacGyver-Stil bastelt Michael aus ein wenig Spielzeug Fallen für Bösewichter oder kommt Gangstern auf die Schliche. Er ist dabei kein perfekter Superheld, sondern ein Typ mit Macken, der Situationen auch mal falsch einschätzt und dazu noch einen allzeit süffisant-sarkastischen Voice-Over-Kommentar parat hat.

burnnotice1.jpgDiese Voice-Overs aus der Sicht von Michael (die allerdings manchmal dann doch zu dick auftragen und etwas sperrig wirken) unterstützen auch das Storytelling insgesamt. Ein anderer Trick sind „Title Card“-Inserts, durch die neue Charaktere in der Show vorgestellt werden. Das ist ein interessantes Stilmittel, das man aber in letzter Zeit öfters in Film- und TV-Produktionen sieht und langsam erste Abnutzungserscheinungen zeigt. Und ob es in „Burn Notice“ abgesehen von der Eröffnungssequenz in der Pilot-Episode dauerhaft überhaupt Sinn macht, bezweifle ich, insbesondere da bereits in der Pilot-Episode in diesen Einblendungen der amüsante Seitenhieb („Boris: Wannabe Warlord“) oftmals zu kurz kommt.

Als Zuschauer hat man die ein oder andere Pille zu schlucken: Michael ist so begabt, aber er schafft es nicht, der Herkunft seiner Burn Notice auf den Grund zu kommen? Er ist solch ein Top-Agent, hat aber nicht für den Fall der Fälle vorgesorgt? Und jetzt muss er simple Privatdetektiv-Aufträge lösen, um sich über Wasser zu halten? Aber wer diese Show anschaut, will wohl auch gar keine größeren Fragen stellen, sondern sich lieber gut unterhalten lassen. Und das kann die Show durchaus.

Fazit: Wer „Monk“ und „Psych“ mag und auch ein bisschen „MacGyver“ nicht abgeneigt ist, der wird auch „Burn Notice“ unterhaltsam finden. Aber mehr ist es auch nicht. Ein netter Zeitvertreib zum Relaxen und Entspannen — amüsant und harmlos-spannend. Damit ist diese Show aber auch schnell „verzichtbar“, wenn die Zeit zum Anschauen fehlt.

11 Antworten

  1. 1
    Starkiller schrieb:

    klingt richtig interessant, noch ein Tipp den ich beherzigen werde.

    ‚Ihn‘ mochte ich in „Touching Evil“ sehr gerne, und ‚Sie‘ hat mir in „John Doe“ sehr gut gefallen.

  2. 2
    fiepsie schrieb:

    Gerade wollte ich auch noch fragen, wer denn schon „Burn Notice“ gesehen hat und prompt kommt auch schon die Kritik! Gibt es eigentlich auch irgendeine Serie, die du nicht kennst? 🙂
    Habe die Pilotfolge auch gesehen und fühlte mich doch sehr gut unterhalten.
    Ein wichtiges Argument, weshalb wohl einige überhaupt erst eingeschaltet haben: Bruce Campbell spielt mit!!!

  3. 3
    Inishmore schrieb:

    Habe den Piloten auch gesehen und fand es recht nett. Die Anwesenheit von Bruce „The Chin“ Campbell bewerte ich auch sehr wohlwollend, aber einen dicken Haken sehe ich schon: bin ich der Einzige, der das schauspielerische Talent von Gabrielle Anwar eher ähm suboptimal findet? Mir rollten sich die Zehennägel auf, wenn sie ihre Szenen hatte..

  4. 4
    weckman schrieb:

    Also ehrlich, Sascha, eine Review von „Burn Notice“ und nicht die kleinste Erwähnung des größten B-Movie-Darstellers aller Zeiten! 🙂

    Und scheint es nur mir so, als wenn Gabriel Anwar seit „John Doe“ rückwärts in der Zeit gereist ist?

  5. 5
    Anubiz schrieb:

    hab nu auch die ersten beiden geguggt – bitte mehr davon! 🙂

    hat irgendwie was von mission impossible – nur mit low/now budget (das team, nich die serie *g*), weniger weltbewegende fälle, und mehr fun

  6. 6
    Anubiz schrieb:

    hm, hab da wohl ein w zuviel geschrieben 😀

  7. 7
    bmk schrieb:

    Also ich weiss nicht. Hab zwar bisher nur den Piloten gesehen, aber dass war schon eine Anernanderreihungen von ‚Ne, nicht wirklich?!‘-Szenen. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt für ‚Gewalt als leichten Lacher‘ (Bösewichte als menschlichen Schutzschild nehmen; die Schläger von Warlord-Wannabes abknallen – aber gestohlene Autos vor Dienstschluss wiederbringen, Drogendealer ins Bein schießen).

    Wenn Du soviel Zeit hast, sab, dann schau doch mal lieber in ‚The Shield‘ rein. Ich meine, bei dem regnerischen Wetter der letzten Tage und so …

  8. 8
    Anubiz schrieb:

    hm, in folge 2 gings weniger gewalttätig ab.

  9. 9
    FlorianB. schrieb:

    hab mal reingeschaut und ganz schnell nach 5 minunten ausgeschaltet. das ging für mich irgendwie gar nicht. diese komische kamera hat mich extrem genervt, das thempo fand ich unpassend und der inhalt? mal ehrlich. das haben wir doch schon in x-versionen bei Alias und co. gesehen. eine mission geht schief, weil der hauptfigur irgendein fehler passiert. dann muss schnell ein weg aus der bredullie gesucht werden. *gähn*

    vielleicht schau ich’s mir nochmal ganz an.

    aber der erste eindruck war ein extrem schlechter. auch was so bildermässig da abging… ich fand das hatte wenig was mit sinn und verstand zu tun… und voice-over Narration hasse ich sowieso, wenns nicht gut gemacht ist. das ging in „Burn Notice“ gar nicht und fand ich auch nicht lustig (ausnahmen sind fast legändär: Veronica Mars, Berry Lyndon, A Clockwork Orange *g* was ne liste. aber das sind sachen, wo’s halt funktioniert.)

    Naja wie dem auch sei. Ich werd mir den Piloten jedenfalls mal ganz gucken, und wenns mir dann immer noch nicht gefällt gibts über den Sommer für mich wenigstens „John From Cincinnati“, „Entourage“ und ‚wiederholungen‘ von „The West Wing“ und „Deadwood“.

    Trotzdem schönes WE,
    -F.-

  10. 10
    sab schrieb:

    @FlorianB: Die erste Viertelstunde der Pilot-Episode ist nicht repräsentativ für den Rest der Show. Es beginnt zwar im „Alias“-Stil, ist aber eigentlich eher ein „normaler“ Krimi — ähnlich wie „Monk“ und „Psych“ halt mit einem etwas ungewöhnlichen Touch. Aber für alle drei Serien gilt: Das ist eher ‚was für den kleinen Serien-Hunger zwischendurch.

  11. 11
    Epstacy » Starkillers Sommerprogramm schrieb:

    […] mal 3 Folgen alt, bisher gefallen mir die Plots aber ganz gut. Ursprünglich bin ich über das Sablog auf die Serie aufmerksam geworden, und habe es bisher auch nicht bereut. Ausserdem habe ich mich […]

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