"The Return of Jezebel James"

Ich vermisse Lauren Graham.

Erst wenn eine andere Schauspielerin sich zum ersten Mal an den typisch schnellen und mit Popkultur-Referenzen vollgestopften Dialogen aus der Feder von Amy Sherman-Palladino versucht, merkt man erst wieder wie groß wohl der Anteil von Lauren Graham am Erfolg ihres Charakters Lorelai Gilmore war (Die finale Episode der „Gilmore Girls“ lief übrigens am Freitag auf VOX — so unbemerkt kann eine Ära zu Ende gehen).

jj1.jpgAber an der Pilotepisode der neuen Comedy-Serie des Autoren-Paars Amy und David Palladino kann man sehr schön beobachten, wie ein flottes Skript in der verfilmten Fassung einen kläglichen Tod sterben kann, wenn die Schauspieler mit dem Material nicht zurechtkommen. Hauptdarstellerin Parker Posey wirkt in den ersten 22 Minuten von „The Return of Jezebel James“ vollkommen deplatziert in ihrer Rolle und regelrecht unwohl in ihrer Haut. Sie spielt eine Kinderbucheditorin, die nach einer gescheiterten Langzeit-Beziehung nun plötzlich ihre biologische Uhr ticken hört und Kinder haben will. Doch als sie erfährt, dass sie unfruchtbar ist, greift sie zu Plan C: Ihre jüngere Schwester Coco (Lauren Ambrose) soll das Kind für sie austragen. Einziges Problem: Die beiden haben sich seit langer Zeit nicht gesehen und kommen aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten: Sarah ist eine ehrgeizige und penible Workaholic, während Coco weder einen Job noch eine eigene Wohnung hat und in den Tag hineinlebt.

Soweit, so vielversprechend. Ich glaube, dass eine Lektüre des Scripts durchaus amüsant wäre. Es gibt viele Szenen, in denen sehr gegensätzliche Charaktere aufeinander losgelassen werden und es wimmelt von kleinen, mehr oder weniger versteckten Comedy-Tidbits und Popkulturreferenzen, welche die Show von einer typischen 0815-Sitcom abheben könnten (Schön beispielsweise wie ausgerechnet wohl das klassischste Element einer Sitcom, das Sofa, erstmal prominent fehlt). Die Betonung liegt allerdings auf „könnten“. Denn die erste Episode ist schlichtweg ein Desaster, hier „klickt“ einfach gar nix. Immerhin wirkt der Laughtrack nicht mehr so aufdringlich wie in den im letzten Sommer veröffentlichen Ausschnitten, aber er ist immer noch mehr als deplatziert. Aber das größte Problem ist ohne Frage Parker Posey, die rein gar nicht in ihre Rolle findet und gnadenlos am Ziel vorbeischießt. Lauren Ambrose hat zwar auch nicht ihren besten Tag erwischt, scheint aber schon einen ersten Zugang zu ihrem Charakter gefunden zu haben.

jj2.jpgDie zweite Episode wirkt hingegen schon deutlich runder. Auch wenn man einen Continuity-Lapsus mit Sarahs wundersam komplett neugestalteten Apartment schlucken muss, versteht man auch, warum FOX gleich mit einer Doppelepisode von „The Return of Jezebel James“ an den Start ging. Parker Posey spielt geradezu eine andere Rolle und kann in einigen Konfrontations- und Diskussionsszenen mit Ambrose wirklich überzeugen. Da schaut man erstaunt auf den Bildschirm und glaubt zu erkennen, warum sich die Palladinos ausgerechnet für diesen Cast entschieden haben. Naja, bis auf Scott Cohen als Sarahs Liebhaber. Da ich noch aus „Gilmore Girls“-Zeiten eine immense Abneigung gegen Scott Cohen und seine tröge On-Screen-Präsenz hege, wäre ich zu einem objektiven Urteil zu seiner Rolle eh nicht in der Lage. Die zweite Episode kann aber zeigen, dass da Potential in „The Return of Jezebel James“ steckte — was aber nach einer derart miserablen Pilot-Episode eine Show in der Regel nicht mehr retten kann. Was bleibt ist ein uneinheitlicher Eindruck einer seltsamen Show, die wohl viel mehr Zeit zum Wachsen benötigt hätte. Man kann das Gefühl nicht leugnen, dass sich die Palladinos mit diesem Projekt verschätzt und verhoben haben.

Ein Fazit zu dieser Show erübrigt sich eigentlich, denn ihr Schicksal steht bereits so gut wie fest. Die Kritiken im Vorfeld waren (verdientermaßen) durchweg mäßig bis negativ und so schalteten im „Friday Night Death Slot“ auch nur 3,1 Millionen Zuschauer ein. FOX hatte eh nur sieben Episoden bestellt und bei solch miserablen Quoten ist es sogar fraglich, ob die noch ausstehenden fünf Folgen überhaupt gezeigt werden.

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6 Antworten

  1. 1
    Donnie schrieb:

    Tja, da muss ich dir zustimmen. Besonders gut finde ich die Serie nicht, aber auch nicht besonders schlecht. Die Pilotfolge war ein wenig langweilig, Parker Posey wirkt unglaubwürdig und versucht zu krampfhaft lustig zu sein, während der Laugh Track einfach nur nervig ist, wenn auch nicht so nervig wie beim grottenschlechten „The Big Bang Theory“.

    Lauren Ambrose fand ich in ihrer Rolle allerdings recht gut, wobei sie nicht wirklich viel zu arbeiten bekommen hat. In der Pilotfolge hat sie kaum Szenen, schafft es aber natürlich in die Haut ihres Charakters zu schlüpfen und ist für mich persönlich der einzige Grund die Serie zu gucken.

    Auch den Gegensatz zwischen den Schwestern finde ich eigentlich ganz nett, nur weil Parker Posey einfach zu nervig rüberkommt und einfach nicht richtig reinpassen mag, klappt es leider nicht so gut wie es klappen könnte.

    Besser aufgehoben wäre das Konzept wohl in einer einstündigen Dramedy wie „Gilmore Girls“ und natürlich mit einer anderen Hauptdarstellerin. Die kommenden Folgen (wenn sie denn ausgestrahlt werden) werde ich mir wegen Lauren Ambrose weiter angucken, aber auch weil ich den Ansatz ganz nett fand und die zweite Folge mich schon besser unterhalten hat.

  2. 2
    TheGeek schrieb:

    Ich kann dir nur zustimmen. Hätte FOX nur eine Episode ausgestrahlt, würde ich die Serie nicht weiter schauen, aber Folge zwei hat mich auch soweit überzeugt, dass man der Serie eine Chance geben muss. Wenn man eine Folge nur nach dem Pilot beurteilen soll, so schreibt man ein gutes (naja hier eher mittelmäßiges)Konzept schnell ab. Würde ich nach der Devise leben, hätte ich die erste Season Flash Gordon nie überstanden und so einige gute Episoden vor allem gegen Ende verpasst.
    Diese Denkweise bringt aber auch Nachteile, so hab ich zwar die gesamte Season von Bionic Woman gesehen und immer auf Besserung gehofft (weil der Anfang einen guten Plot versprach), jedoch konnte mich Terminator innerhalb von 2 Folgen nicht überzeugen (mir fehlte ein guter Baseplot und ein wenig die Spannung, welche durch nur öde Ballerei und eine gestörte Mutter-Sohn-Beziehung für mich nicht erzeugt werden kann), was aber, nachdem ich ein paar Kritiken gelesen habe vielleicht ein Fehler war. Aber naja, dann muss diese Serie (wie viele andere) halt irgendwann nachholen.

  3. 3
    Fight T.B.A.! schrieb:

    Apropos Terminator: Sarah Connor & Familie wohnen in Lorelais Haus aka Crapshack. DA merkt man, dass eine Ära zuende ist…

    Zur Show: Es ist unglaublich! Zwei der coolsten Schauspielerinnen (Bin ein Fan von Parker Posey seit Dazed and Confused) und die Schöpferin von Gilmore girls… Wenn ich überlege, wie glücklich ich über diese News war… Bei soviel Talent kann ja nichts schiefgehn!

    Ich stimme in den Chor ein: Ich habe viele schlechte Filme mit Posey gesehn, aber nie einen, in dem SIE schlecht war, eher ein Scene Stealer. Aber mit den ASP-Dialogen hat sie ihren Meister gefunden. Irgendwo hat wer geschrieben, man erwartet jeden Moment, dass Christopher Guest als Regisseur aufs Set läuft und sie wegen ihrer Line Delivery rügt.

    Genauso kommt es einem nämlich vor: wie eine Parodie einer Klischeesitcom.

    Als 1-hour-dramedy hätte es durchaus funktionieren können, auch mit demselben Cast.

    Und trotzdem werd ichs bis zum Ende weiterschaun. Traurig, was?

  4. 4
    Trapnamara schrieb:

    Das war’s. FOX hat „James“ abgesetzt . Überraschend ist das wirklich nicht. Die Quoten waren mies. Ich hätte gerne weitere Folgen gesehen.

  5. 5
    the-iek schrieb:

    Jop, mir hat es inzwischen auch ziemlich gut gefallen. Ist keine Top-Serie gewesen, aber für Zwischendurch war sie doch ziemlich „watchable“.

  6. 6
    sab schrieb:

    Die dritte Episode war in der Tat bisher die beste Folge. Mit Parker Posey habe ich mich zwar immer noch nicht vollständig angefreundet, aber Lauren Ambrose lieferte eine solide Performance.

    Naja, nun haben die Palladinos ja Zeit für den „Gilmore Girls“-Film 😉

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