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Wilfred

Mittwoch, 17. August, 2011

Solch eine WTF?!-Show hatte ich auch schon länger nicht mehr.

Nach einem misslungenen Selbstmordversuch taucht plötzlich im Leben des arbeitslosen und deprimierten Anwalts Ryan ein Hund auf und weicht ihm nicht mehr von der Seite. Nah, eigentlich gehört der Hund (er hört mehr oder weniger zuverlässig auf den Namen „Wilfred“) der attraktiven Nachbarin von Ryan, aber die hat offensichtlich kaum Zeit für ihn, schließlich hat sie ja einen Job. Und so hängt Wilfred eben den ganzen Tag bei Ryan ab, raucht etwas Gras mit ihm und versucht einen lebensgrossen Stoffbär zu einem abwechslungsreichen Sexleben zu überreden. Gemeinsam bestehen der eher schüchterne Ryan und der dagegen deutlich forschere Wilfred einige „Abenteuer“, die sich thematisch auch schön immer in den wöchentlichen Episodentiteln wie „Pride“, „Acceptance“ oder „Fear“ widerspiegeln. Ryan freut sich, dass er endlich einen „Kumpel“ hat, dem er sein Herz ausschütten kann und Wilfred ist froh darüber, dass sich jemand mit ihm beschäftigt und ihm Bier bringt. A match made in heaven.

Hört sich vielleicht nach einem wenig originellen Konzept an, verdient seinen „What the eff“-Faktor durch ein kleines … naja … Detail: Der Zuschauer (und Ryan) sieht Wilfred als normalen Mann in einem wuscheligen Hundekostüm. Der mit einem australischen Akzent spricht.

„Wilfred“ basiert auf einer gleichnamigen erfolgreichen australischen TV-Serie und teilt auch einige Darsteller und Autoren/Produzenten mit der Vorlage. Da ich das Original nicht gesehen habe, kann ich nichts zu den Unterschieden schreiben, aber das US-Resultat, das zur Zeit auf FX läuft, ist eine bunte Mischung aus schrulligem Wahnsinn, bescheuerten überzeichneten Stories, einer guten Portion sympathischen „Lessons learned“-Botschaften und ein paar einfach nur absurd-komischen Szenen.

Elijah Wood ist eine überraschende, aber höchst gelungene Besetzung für die Hauptrolle des eingeschüchterten Ryan, der nur schwer mit dem Alltag zurechtkommt. Wilfred (wie wir ahnen wohl in Wahrheit eher ein unterdrückter Teil von Ryans Persönlichkeit) hilft Ryan, aus seiner kleinen Welt auszubrechen und Neues zu wagen. Elijah Wood kann diese Rolle des etwas verlorenen, aber herzensguten Durchschnittstypen wunderbar ausfüllen und seine Interaktionen mit dem „Hund“ Wilfred erscheinen oftmals derart selbstverständlich, dass man schon mal vergisst, dass da ein verfluchter Schauspieler mit einer dämlichen schwarz angemalten Nase in einem lächerlichen Hundekostüm neben ihm steht. Naja, man „vergisst“ es für eine Sekunde, bis Wilfred dann wieder mal anfängt, den riesigen Stoffbär im Keller zu vögeln.

Gewisse stilistische Parallelen zu „Unhappily Ever After“ und vielleicht auch „Greg the Bunny“ und die schiere Absurdität von „Tick“ (und so manchen anderen FOX-Klassikern) drängen sich auf, aber „Wilfred“ ist doch ein ganz eigenes Ding. Wirklich sehr ungewöhnlich, alles andere als „brav“ und ganz sicher nicht eine klassische Comedy. Mehr eine Art Buddy-Show mit „Lessons learned“-Unterton. Manchmal wird es dann doch zuviel mit der bizarren und überdrehten Story, wie in der jüngsten Episode „Pride“, wenn die absurden Sexvorlieben von Wilfred (naja, er ist immerhin auch nur ein Hund 😉 der Episode zu sehr den Charme rauben.

Wem man diese Serie empfehlen kann? Man sollte Freude an Serien mit „Was schaue ich da eigentlich gerade!?“-Effekt haben, die aber doch irgendwo noch einen sympathischen/menschlichen Kern haben. Sicherlich nichts für den Otto-Normal-Zuschauer 😉

Damages

Mittwoch, 1. August, 2007

Und schon startet wieder ein exzellentes Drama mit hochkarätiger Besetzung mitten im Sommer auf einem vermeintlich „kleinen“ Network. Niemand geringeres als Glenn Close konnte für die Hauptrolle in dem Krimi-Drama „Damages“ gewonnen werden. Sie spielt die ehrgeizige und berüchtigte Anwältin Patty Hewes, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Multimilliardär Arthur Frobisher (Ted Danson) einer Wirtschaftskriminalität zu überführen. Doch die eigentliche Hauptrolle spielt Rose Byrne („28 Weeks Later“) als junges juristisches Nachwuchstalent Ellen Parsons. Sie findet eine vielbegehrte Anstellung ausgerechnet in Hewes‘ Kanzlei. Und sie darf auch gleich an dem aktuellen Top-Fall mitarbeiten. Eigentlich läuft doch alles perfekt. Wenn das alles nicht nur eine Rückblende wäre. Denn nur sechs Monate später stürmt Ellen plötzlich blutüberströmt und desorientiert aus einem Apartment-Gebäude. Was ist nur in diesen sechs Monaten passiert?

Ich will an dieser Stelle eigentlich gar nicht mehr über den Inhalt der Serie verraten, jeder kleine Spoiler könnte ein großes Stückchen der Faszination dieser Show rauben — soviel sei gesagt: Die Show kann mit zahlreichen Story-Twists aufwarten. Ich habe extra mit einem Blog-Eintrag zu dieser Serie bis zur Ausstrahlung der zweiten Episode gewartet, denn die erste Episode hat mich derart beeindruckt, dass ich erst abwarten wollte, ob das „nur“ der übliche „Pilot-Folgen“-Effekt ist. Aber auch wenn die Serie in Episode zwei einen Gang zurückschaltet, so ist sie keineswegs minder spannend.

damages

Die Pilot-Episode kommt eigentlich zunächst vermeintlich langsam in Schwung. Zuerst sieht es nach einem Krimi-Prozedural aus, dann nach einer „just another young lawyer“-Serie, so eine Mischung aus ernstem „The Devil Wears Prada“ und „Shark“. Und dafür verheizt man etwa die mehrfach Oscar-nominierte Glenn Close („Fatal Attraction“)? Doch Stückchen für Stückchen wird klarer, dass diese Show von Anfang an ein kleines Spiel mit dem Zuschauer getrieben hat, ihre stilistische Verwandtschaft eher bei der ersten Staffel von „Murder One“ sieht und die Messlatte in Wirklichkeit eine ganze Ecke höher liegt.

„Damages“ ist kein Prozedural, sondern ein gewagtes „One-Big-Secret“-Serialized-Drama, bei dem man eigentlich keine Episode verpassen sollte, wenn man nicht von der Handlung abgehängt werden will. FX geht damit durchaus ein Risiko ein — solche Shows wurden in den letzten 12 Monaten von den Zuschauern zunehmend abgelehnt.

„Damages“ ist ein großes, düsteres Schachspiel. Nichts ist wie es scheint, jeder manipuliert jeden und hat etwas zu verbergen und alle spielen ein falsches Spiel… und mitten drin befindet sich Ellen und der Zuschauer. Gut und Böse sind nicht so klar aufgeteilt wie es scheint. Es ist ein großes, spannendes Rätsel plus Psycho-Drama und zeigt gefloppten Shows wie „Kidnapped“ und „The Nine“, wie man dieses Genre richtig beherrscht. Allerdings hat „Damages“ auch den Vorteil, erst mal auf 13 Episoden begrenzt zu sein und nicht für 22 Folgen Material finden zu müssen.

Fazit: Spannende Story, großartige Darsteller: Endlich wieder Ted Danson in einer ernsten Rolle. Aber vor allem Glenn Close als eiskalte Anwältin, die sogar zu ihrem Sohn keinerlei emotionale Beziehung aufbauen kann. Doch nicht nur Fans der Schauspielkunst von Glenn Close werden in „Damages“ einiges geboten bekommen, auch Liebhaber sorgsam orchestrierter Kriminalfälle und Psycho-Dramen mit einer ungewöhnlichen Erzählweise kommen hier voll auf ihre Kosten. Außerdem ist „Damages“ ein erneutes Parade-Beispiel für die zunehmende exzellente Kino-Qualität von TV-Serien, selbst bei den Eigenproduktionen kleiner Netlets. Manche Bildkompositionen und Kameraeinstellungen sind meilenweit von üblicher Serien-Fließband-Arbeit entfernt.

 

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