"The United States of Tara"

Der PayTV-Sender Showtime hat die Pilot-Episode der neuen Half-Hour-Show „The United States of Tara“ online auf der eigenen Website und auf Youtube als Stream zur Verfügung gestellt (wie üblich nur mit einer IP aus den USA abrufbar). Diese Online-Streams sind laut Sender nicht die finalen Schnittfassungen, sondern aus Jugendschutzgründen etwas „entschärft“. Aber auch in dieser vermeintlich „harmlosen“ Version wird deutlich, dass „United States of Tara“ das Potential hat, auf der Liste der besten TV-Serien 2009 weit oben zu landen.

taraTara (Toni Collette, „Muriel’s Wedding“) ist Ehefrau, Hausfrau und Mutter zweier Teenage-Kinder. Auf den ersten Blick also eine typische amerikanische Durchschnittsfamilie mit einem kleinen Häuschen in einem beliebigen Vorort. Die Tochter Kate (Brie Larson) ist etwa 16, eine talentierte Tänzerin und stellt die Eltern gerade vor die klassischen „Coming of Age“-Probleme: Erster „Boyfriend“, erster Sex und gerne auch mal leichtes rebellisches Verhalten. Der jüngere Sohn Marshall ist ein kleiner Streber, der allzu freiwillig viele Aufgaben im Haushalt übernimmt und für sein Alter schon reichlich erwachsen erscheint. Ehemann Max (John Corbett, „The Visitor“) ist ein treuer, wenn auch zuweilen überforderter Partner.

Was sich allerdings nicht mit dieser Fassade der glücklichen Durchschnitts-Familie vereinbaren lässt, ist Taras Krankheitsgeschichte. Seit ihrer Kindheit leidet sie an einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Ohne dass sie es sonderlich beeinflussen kann, wechselt sie (vor allem in Stresssituationen) in den Schutz einer alternativen Persönlichkeit. Natürlich sind diese zuweilen extrem skurrilen, übersteigerten und gegensätzlichen Persönlichkeiten der Dreh- und Angelpunkt für die Comedy-Aspekte der Serie. Doch „United States of Tara“ zeichnet auch das Bild einer starken Familie, die sich mit der Krankheit ihrer Mutter arrangiert hat und sie mit all positiven und negativen Aspekten ihrer verschiedenen Persönlichkeiten in den Alltag integriert hat. In diesen Momenten funktioniert die Serie dann nicht nur als surreal-komische Serie von „Arrested Development“-Format, sondern auch als ehrliches Drama um Taras Rolle als liebende Mutter und Ehefrau. Zudem sind es auch die vielfältigen Adaptionsversuche der Rest der Familie an die Eskapaden der Mutter, in denen die Show über eine simple Slapstick-Show hinauswächst. Die Familie hält eisern zusammen, auch wenn es die Krankheit der Mutter nicht immer einfach macht.

Aber trotz dieser Drama-Elemente ist „United States of Tara“ auch in erster Linie eine extrem unterhaltsame Comedy. Viel zum Erfolg dieser vielschichtigen Pilotepisode trägt nicht nur das exzellente, mit herrlichen Dialogen gespickte Script (aus der Feder von Diablo Cody, „Juno“) bei, sondern vor allem das perfekte Casting von Toni Collette in der Hauptrolle. Von ihrer Performance hängt soviel ab in dieser Serie — muss sie doch gleich mehrere überzeichnete Charaktere in einer Rolle umsetzen und dabei neben offensichtlichen komödiantischen Elementen auch die Tragik in Taras Leben repräsentieren und nicht die ernste Krankheit der Lächerlichkeit preisgeben. Zumindest nach der Pilot-Episode bleibt kein anderes Fazit, als dass sie diese Aufgabe mit Bravour löst. Wenn da nicht im Verlauf der nächsten Folgen noch einiges dramatisch schief läuft, dürfte sie eine Topkandidatin für die Emmys und Golden Globes der kommenden Saison sein. Und wieder mal wird sich HBO ärgern, das Projekt abgelehnt zu haben.

Die Serie beginnt offiziell am 18. Januar auf Showtime.
Eine ältere Revision des Drehbuchs zur Pilot-Episode kann man online auf SpoilerTV finden. Auf den ersten Blick scheinen zumindest die wichtigsten Szenen identisch mit der verfilmten Fassung zu sein, allerdings gibt es im Rest einige kleinere Abweichungen.

3 Antworten

  1. 1
    Hirngabel schrieb:

    Das klingt ja wirklich super. Fände es toll, wenn es nach Scrubs endlich mal wieder eine Comedy-Serie gibt, die die Balance zwischen „Drama“ und „Humor“ vernünftig hinbekommt.
    Ausserdem sind sowohl Toni Colette als auch Diablo Cody (basierend auf Juno) wirklich sehr vielversprechende Referenzen.

    Bin gespannt, ob die Season jetzt doch so allmählich mal ans Laufen kommt, nachdem mit Leverage im Dezember endlich der erste *gute* Neustart kam.

  2. 2
    Donnie schrieb:

    Ich mochte den Pilot zur Serie auch. Der Pilot hat mich zwar jetzt auch nicht so extrem begeistert, aber dafür hat er genug Interesse entwickelt, dass ich weiterschauen werde. Ist einfach eine gutgemachte Serie.

  3. 3
    mb schrieb:

    Mir hat’s gefallen. Bin gespannt wie sich das Konzept so entwickeln wird.

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