Noch ein paar Meinungen zu den jüngsten Staffel-Finalen

Spoiler für Lost, The Office, Dollhouse, 30 Rock, Parks & Recreation und Cupid voraus!

Lost

Jepp, „frakking awesome“. Ein fantastisches Finale für eine großartige Season. Jakob! Die Statue! Locke ist nicht Locke! Nuklearexplosion! Rose & Bernard! Love & Drama! White Closing Credits! Was will man mehr? Allerdings wäre bei den mittlerweile (wieder) extrem hohen Erwartungen an „Lost“ auch alles andere als ein Finale aus der Kategorie „mindblowing“ eine Enttäuschung gewesen.

Ob der „Incident“ nun durch die Losties erst verursacht wurde und somit dann doch alles so passierte, wie es passieren musste, werden wir wohl erst in Season 6 erfahren, aber alle Anzeichen deuten in diese Richtung. Die Trennung von Sawyer und Juliet war herzzerreißend und ich deklariere diesen Moment kurzerhand mal als die ergreifendste Szene der bisherigen Serie. Insbesondere wenn man sich vor Augen führt, welche beeindruckende Entwicklung Sawyers Charakter in den letzten Jahren durchgemacht hat. Ein Kompliment hat sich an dieser Stelle auch ausdrücklich Josh Holloway verdient, der dieses Jahr sogar Terry O’Quinn als den bisherigen Star der Show in den Schatten gestellt hat. Jack (Matthew Fox) hingegen ist immer noch der gleiche Douchebag wie zu Beginn der Serie (Er hat sich auf den ganzen „back-to-the-island“-Trip nur wegen Kate eingelassen? „I had her and I lost her“? Srsly? Meine Güte, manchmal möchte man ihm einfach mal nur ein paar Schläge auf den Hinterkopf verpassen, damit der Kerl wieder zu Besinnung kommt (Sawyer war offensichtlich ähnlicher Ansicht)).

Zugegeben, man kann den Machern durchaus vorwerfen, dass sie es sich etwas einfach machen, indem sie in den letzten Kapiteln der Show plötzlich noch ganz neue und zentrale Charaktere einführen, welche die Mythologie der Show auf eine vollkommen neue Ausgangsbasis stellen. Will man möglicherweise all die kleinen Ungereimtheiten und „mysteries“ der ersten Staffeln der Serie (Walt? Eko?) am Ende der Show als „Nebenwirkungen“ des gottähnlichen Kampfs zwischen Jakob (das Gute?) und seinem Widersacher (Esau? das Böse?) erklären?

Na, selbst wenn es so kommen sollte: Egal. Die Show macht richtig großen Spaß und wird sich einen festen Platz in der Popkulturgeschichte dieses Jahrzehnts sichern. Nach jeder Folge saß ich mit einem breiten Grinsen vor dem Bildschirm und freute mich über die gerade zu Ende gegangene emotionale Achterbahnfahrt. Mehr kann man von einer Fernsehserie nun wirklich nicht verlangen.

Schwierig werden nun aber die nächsten sechs/sieben Monate: Die finale Staffel von „Lost“ wird wohl auch erst wieder ab Januar 2010 ausgestrahlt. (Hoffentlich ohne Lens Flares 😉

The Office

Im Season-Finale hat diese Serie erneut unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur in den „silly“ Comedy-Momenten ganz groß ist, sondern längst auch den richtigen Ton in den ernsteren Momenten treffen kann. Eines dieser Highlights war der „perfekte Moment“ zwischen Michael und Holly, den er eben mal nicht durch irgendeine Blödheit ruiniert, sondern in diesem Augenblick genau das Richtige tut. Die ganze Episode war erneut voll kleiner liebenswürdiger Momente, die den Charme von „The Office“ mittlerweile ausmachen. Und dann natürlich noch der finale Moment zwischen Pam und Jim (im „Sacred Heart“-Krankenhaus ;-)), der ebenfalls unterstreicht, wie wichtig solche „ernsteren“ Momente für die Serie sind.

Dollhouse

Ein klasse Season-Finale, auch wenn ich mit meiner Vermutung vom Beginn der Season mit der Rolle von Amy Acker genau richtig lag. Schon in der vorletzten Episode hat sich allerdings meine strenge Spoiler-Abstinenz ausgezahlt — ich wusste im Vorfeld nicht mal, dass Alan Tudyk mitspielen würde, geschweige denn mit diesem brillanten Twist. Das Finale hatte trotz 50 Minuten Laufzeit ein paar kleinere Schnitt-bedingte Unklarheiten (Warum arbeitet Paul nun plötzlich für das Dollhouse? Warum fehlten die späteren Szenen mit Sierra und November?), aber insgesamt sehr spannend und unterhaltsam — das machte durchaus Lust auf Mehr. Aber wie bereits zuvor erwähnt: Wenn FOX den Stecker gezogen hätte, hätte sich meine Enttäuschung durchaus in Grenzen gehalten. Das hier ist definitiv kein „Firefly“ (noch nicht?).

30 Rock

Dazu fällt mir nicht viel ein, das Finale war mindestens ebenso solide wie die bisherige Staffel(n), inklusive überdimensionierte Celebrity-Auftritte. Alleine die Erwähnung von „Rainstorm Katrina“ war das Eintrittsgeld wert.

Castle

Ich wiederhole mich wohl zum millionsten Mal, aber ich mag diese Show. Und das bezieht sich ganz sicherlich nicht nur auf Nathan Fillion und seine immer mal wieder improvisierten und versteckten Buffy- und Firefly-Anspielungen. Auch der Supporting Cast, inklusive Susan Sullivan („Dharma & Greg“) als kauzige Mutter und Molly Quinn als aufgeweckte Tochter Alexis sind ein wesentlicher Grundstein für den hohen Unterhaltungsfaktor der Show. Kein Must-See, aber sehr angenehmer Zeitvertreib. Well-played Cliffhanger!

Cupid

Auch diese Show liste ich schon unter der „Finale“-Rubrik, auch wenn die Staffel noch gar nicht zu Ende ist. An der Show passt einfach nichts mehr zusammen. Eine große Enttäuschung im Vergleich zum Original aus den 90ern. Nach dem holprigen Start hoffte ich ja, dass es nur ein paar Anlaufschwierigkeiten waren, aber seitdem wurde jede Folge nur noch mehr zur Qual. Die Hauptdarsteller haben keine Chemie, die Love-Stories-of-the-week sind gähnend langweilig und nicht minder abstrus.

Parks & Recreation

Endlich, zum Schluss der kurzen Staffel hat die Show dann schließlich ein formidables Bewerbungsdokument für weitere Episoden abgeliefert. Im Laufe der wenigen Folgen dieser ersten Season hat die Serie deutliche Verbesserungen gezeigt. Amy Poehler hat ein oder zwei Gänge auf der Schrill-Skala zurückgeschaltet, die Nebencharaktere werden langsam interessanter. Eigentlich genau das Rezept, das auch schon für „The Office“ funktioniert hat — P&R ist zwar auch weiterhin noch nicht tauglich für einen Vergleich mit dem Vorbild, aber sie ist auf dem besten Weg.

8 Antworten

  1. 1
    Manuel schrieb:

    ich weiss nicht warum, aber irgendwo ist mir das Finale von Lost weniger eingefahren als in den beiden letzten Jahren. Staffel 3: Wow, Zukunft. Staffel 4: Wow, Oceanic 6. Staffel 5? Irgendwas fehlte mir.

    Ja, es gab richtige Höhepunkte: Rose & Bernard, Juliet & Sawyer (auch wenn die ständigen Meinungsänderungen von Juliet doch arg an den Nerven sägten), Locke ist nicht Locke.

    Aber: Kate, Jack und das Liebesviereck geht mir nur noch auf die Nerven. Nach all den Jahren der Spannung soll DER Waschlappen Jacob sein? Und mal ehrlich: keine einzige Frage wurde wirklich beantwortet.

    Und auf die Stimmung drücken zudem der (vermutliche) Tod von Juliet, die völlige Abwesenheit von Penny/Desmond/Widmore etc.

    Versteht mich nicht falsch, die Folge war alles andere als schlecht. Nur irgendwie bin ich weniger begeistert als ich es mir erhofft hatte (und ich gehöre zu denen, die mit Staffel 5 und der ganzen Zeitreiserei überhaupt keine Probleme hatten).

  2. 2
    Andi schrieb:

    Lost: Volle Zustimmung. DIE Serie. Und die Lens Flares, die macht Abrams ja schon bei Fringe :). (Ich könnte mir vorstellen, dass die Lens Flares dort sogar eine Art Test für Star Trek waren…?)

    Dollhouse: Grob – ja, aber IMHO muss sich da noch einiges steigern.

    30 Rock: War leicht langweilig, bis der grandiose Kidney-Song kam. Das hat alles rausgerissen.

    Castle: Ich finds interessant, dass mir (ähnlich wie bei The Mentalist) eine Procedural-Serie doch noch gefallen kann – obwohl die Handlung soviel weniger Tief (meist) ist… Aber hier klappts. Tolle Show! Firefly- und Buffy-Anspielungen habe ich allerdings noch keine mitbekommen. Too bad!

    Cupid: Ich kenne das Original gar nicht – kann also gar keinen Vergleich ziehen. Die neue Show ist nicht großartig, aber auch alles andere als schlecht. Sie dümpelt etwas dahin und ist ’nett‘ anzusehen. Fidne ich. 🙂

  3. 3
    Schelm schrieb:

    Das 5. Lost Finale, war für mich die beste Folge der ganzen Serie. Es ist unglaublich, wie die Macher auch nach 5 Jahren die gesamte Serie nochmal umpolen können. Es wurde viel geklärt, gefühlte 200 Cliffhanger schweben in der Luft und wiedermal habe ich keinen Schimmer wie die Serie weitergehen soll.
    Genial war besonders die Aufklärung des Jacobs, denn ich habe Schlimmes befürchtet. Nun dieser uberepische Zweikampf zwischen Essau und Jacob.
    Lost ist DIE Serie unserer Zeit und kann es locker mit Twin Peaks und Akte X aufnehmen und wer weiß, was Lost in seiner letzten Staffel noch so aus dem Ärmel schüttelt. Ich meine laut Aussagen der Macher war die 5. Staffel nur eine Übergangsstaffel … na dann.
    Wenn Lost jetzt nicht schwächelt, übertrifft es zumindest die X-Files!

  4. 4
    Hendy schrieb:

    Die X-FILES übertrifft es doch schon jetzt – allein deshalb, weil die Autoren hier mehrere Jahre/Staffeln zuvor wussten, wann das Ende der Serie sein würde, um konsequent darauf hinzuschreiben. Da müssten sie also schon verdammt viel falsch machen, um noch schlechter zu sein, als das so enttäuschende wie verworrene Finale der X-FILES.

    BTW: Fand das Season 5-Finale von LOST auch einfach nur großartig! Wohl mit das Beste, was ich bislang je im TV sehen durfte, und von LOST sicherlich bisher *die* beste Episode der Serie!
    Auch wenn die ganze Staffel (schon seit S4) zum Mitfiebern war, *so* sehr hab ich schon seit Jahren nicht mehr bei einem LOST-Seasonfinale mitgefiebert, wie aktuell!

  5. 5
    zarina schrieb:

    Ich bin mir noch nicht sicher was ich vom Lost-Staffelfinale halten soll. Das ganze neue Jacob vs. Esau Gedöns erinnert mich zu sehr an Ben vs. Widmore (irgendwie) was auch zu nix führte. Schön, dass den Machern Neues einfällt und so, die Spannung muss ja noch etwas aufrecht erhalten werden, aber dass durch neue Entwicklungen alles was früher als Erklärungsansätze galt, wieder ungültig wird, nervt mich ein klein wenig. Ist fast schon wie bei 24 – es gibt immer einen Oberboss-Villain. Und dann noch einen der über him steht. Und über dem steht auch einer. Blablablub.

    Juliets letzte Szene war super, ebenso die zwischen ihr udn Sawyer bevor sie runterstürzte.

    Schön zu sehen auch, dass Kate schon als Kind so war wie als Erwachsene: sie baut Mist und ein Mann rettet sie. Quasi DAS Thema ihres Lebens *grins*

  6. 6
    Der Umblätterer » Lost: 5. Staffel, 16. und 17. Folge schrieb:

    […] sablog scheint das die Kriterien für »die ergreifendste Szene der bisherigen Serie« zu erfüllen, aber im Prinzip ist jede in diesem Moment erzeugte Emphase überflüssig, […]

  7. 7
    Lukas schrieb:

    Gerade die letzten fünf Folgen von The Office am Stück angesehen: volle Zustimmung zu den ernsten Momenten im Season Finale, die überhaupt nicht cheesy sind.
    Aber mir persönlich hat in der ganzen Season der „Michael Scott Paper Company“-Arc am Besten gefallen: die besten Momente waren die Momente zwischen Pam und Michael, die beiden deutlich mehr Tiefgang verleihen. Pam, als sie Michael nachrennt und Michael, als er ihr den Salesman-Job gibt. Pam, wie sie Michael beruhigt (und umgekehrt) und Michael, der in der Konfrontation mit David einmal genau das richtige sagt und Pam, die grinst wie ein Honigkuchenpferd. Die (für mich völlig überraschende) Entscheidung von Michael für Pam anstatt Ryan (ich hatte ernsthaft mit einem Reset gerechnet, der Pam wieder als Receptionist enden lassen würde).
    Gerade in dieser Season habe ich The Office weniger wegen dem Fremdschäm-Faktor geschaut, sondern weil man sich inzwischen wirklich um die Charaktere kümmert – das hat Stromberg irgendwie nie hinbekommen…

  8. 8
    Der Umblätterer » Lost: 6. Staffel, 1. und 2. Folge schrieb:

    […] vom Ende der 5. Staffel wachrufen, die kam bei den Fans ja supergut an (cf. noch mal das sablog). Juliet und Sawyer knutschen jedenfalls, blutverschmiert und schweißgebadet, Kate schaut zu, […]

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